Samstag, 14. Februar 2015

Exclusive /// Review #5

Vorwarnung: Diese Review wird recht ausführlich. Das liegt einfach daran, dass man dem Debütalbum "Nachtmensch" von Exclusive ansonsten nicht gerecht werden würde. Die Münchener Band existiert bereits seit 2008 und besteht aus Fabian Bottler, Markus Harbauer, Benedikt Höcherl, Christian Rehländer und Johannes Wimmer.

Zu fünft machen Exclusive deutschsprachigen Elektropop/-rock in sehr unkonventionellem Stil und auch wenn sie mittlerweile bei einem Majorlabel gesigned sind, klingen sie recht Indie-lastig. Ein Vergleich mit anderen Bands ist im Grunde genommen nicht möglich, dafür haben sich Exclusive zu sehr ihren völlig eigenen Sound zugelegt. Und dieser ist erfrischend anders. Jung, aber mit ausgereiften Texten. Unangepasst. Fast rebellisch. Herausgekommen ist dabei eine Platte, die sich in jeder Stimmungslage hören lässt, weil sie für jeden Moment den passenden Song bereithält. Dynamisch, voller Energie, aber auch atmosphärische, zum Träumen anregende Elemente. Inhaltlich schreit das Album lauthals die Gedanken und Gefühlswelt einer ganzen Generation heraus - auf mitreißende Art und Weise, nicht wild um sich schlagend, sondern in intelligenter Manier, nicht angreifend, sondern einfach nur mitteilend.

"Nachtmensch" von Exclusive

"Nachtmensch" ist ein Meisterwerk an deutschsprachiger Musik. Kaum zu glauben, dass es sich um ein Debütalbum handelt. Aber es hat gedauert. Ein Jahr haben sich die Bandmitglieder zurückgezogen und voll und ganz auf ihr Erstlingswerk konzentriert. Das Resultat: 9 Songs von denen 8 (!) absolut empfehlenswert sind. Kein Kompromissdenken wie bei vielen anderen Bands nach dem Motto: "Wir packen hier 3 oder 4 großartige Songs drauf, der Rest ist dann Mittelmaß, aber egal." Man soll mit Superlativen und All-Time-Best-Ofs ja immer vorsichtig sein, aber für mich gehört "Nachtmensch" mindestens zu den 5 stärksten deutschsprachigen Platten, die je veröffentlicht wurden.



Allein schon der Opener "Nachtmensch" löst solch eine unglaubliche Energie beim Hörer aus - wie man so schön sagt: Man wird geflasht. Woran liegt's? Am mitreißenden Text, am experimentellen Instrumental, an plötzlich einsetzenden Dubstep-Elementen, an der sehr ungewöhnlichen Stimme von Sänger Fabian Bottler? Man weiß es nicht. Aber der Song lässt schon erahnen, was für eine gewaltige Platte man sich da gerade reinzieht.

Irgendwie einen Ticken sanfter, aber einfach ganz anders der Titel "Neue Farbe" (Track 2). In "Stadt & Rausch" (Track 3) dann sogar teilweise auf Englisch - spätestens jetzt ist klar: Exclusive haben zwar ihren eigenen, sehr individuellen Sound, klingen dabei jedoch nie gleich und verhindern dadurch Langeweile. "Boot fahren" (Track 4) ist dann eher ein Lied für den Sommer, schön anzuhören, gute Laune machend, aber den Pulsschlag auch mal ein bisschen runterkommen lassend. "Mondlichtmillieu" (Track 5) kommt dann wieder dynamischer daher und gehört laut aufgedreht. In "Am Meer" (Track 6) überzeugt vor allem der Text, lyrisch nicht unanspruchsvoll und auch nicht sofort durchschaubar.



"Ein Leben lang laufen lernen, immer wenn du fällst, stehst du auf, ein Leben lang laufen lernen." Wenn man zu einer Entscheidung gezwungen werden würde, würde die Wahl des stärksten Songs des Albums wohl auf "Laufen lernen" (Track 7) fallen. Das Lied packt den Hörer so tief, zieht ihn mit, elektrisiert ihn regelrecht und hinterlässt bei ihm ein - da fallen einem nicht so recht die richtigen Worte ein - sagen wir aufgewühltes Innenleben. Wie auch immer man das jetzt genau definieren mag: Der Song zeigt auf jeden Fall Wirkung.

"Sprung ins Blau" (Track 8) zeigt dann wieder Exclusives etwas ruhigere Seite, sofern man von einer solchen überhaupt sprechen kann -  zumindest verglichen mit dem Rest der Platte.

Einzelne Kaufempfehlungen auszusprechen ist bei dieser Review eigentlich nicht möglich, dafür ist das Album insgesamt zu stark. Es existieren einfach mal 8 Tracks, die es problemlos aus unterschiedlichen Gründen in die "Daily Masterpiece"-Sektion hier auf repeatable.de schaffen würden. Einziger Kritikpunkt an Exclusives Erstlingswerk ist Track 9 - ein Remix von "Boot fahren", der für meinen Geschmack so gar nicht ins Album hineinpasst und den ich leider auch immer "wegskippe". Das ändert aber nichts an der ganz klaren Empfehlung einfach das komplette Album zu kaufen (erhältlich als MP3-Version oder als CD). Selten wird es sich so gelohnt haben, sich direkt den kompletten Longplayer zu kaufen, anstatt sich die einzelnen Favoriten rauszupicken.

Wer ebenfalls von Exclusive begeistert ist, kann sich übrigens freuen: Die Band bringt im März ein neues Album heraus und geht damit in den nächsten Monaten auf Tour. Alle Konzerttermine findet ihr hier auf repeatable.de schon morgen im wöchentlichen Konzert- und Festivalupdate und natürlich dann auch im Veranstaltungskalender.





Außerdem sehr lesens- und hörenswert:
Adam Angst in der Review

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